Naum Faiq & die Assyrische Aufklärung

Naum Faiq & die Assyrische Aufklärung

Die assyrische Nation war vor  der Einführung des modernen Einheits- und Nationalgedankens in zahlreiche und teilweise sich aufgrund von dogmatischen Differenzen bekämpfende Konfessionsgruppen gespalten. Im Osmanischen Reich hatte man ein Millet-System eingeführt, in dem Armenier, Griechen, Juden und später die Assyrer (hier die syrisch-orthodoxe Kirche) jeweils einem Millet zugeordnet waren.
Die Einheits- und Nationalbewegung der Assyrer ist eng mit dem Namen Naum Faiq verbunden. Als Aktivist, Journalist und Autor hat er Anfang des 20. Jahrhunderts die Basis für spätere Generationen gelegt. Mit seinen Schriften und Gedichten, die er in seinen Zeitschriften veröffentlichte, rief er die Menschen der verschiedenen Kirchen dazu auf, sich zu vereinen und ihre Rechte als Nation einzufordern.

Naum Faiq konnte im Gegensatz zu vielen Intellektuellen seiner Zeit noch rechtzeitig den Gräueltaten der Türken und Kurden während des Ersten Weltkrieges entfliehen und sich so vor dem Tod retten und um weiterhin produktiv zu bleiben. 
Das Andenken an Naum Faiq als Vordenker des Einheitsgedankens ist bis heute geblieben. Bis in die 1960er Jahre gedachten die syrisch-orthodoxe Kirche bzw. ihre Organisationen in den USA und in Syrien regelmäßig seiner. Die Assyrisch Demokratische Organisation (ADO), die im Jahr 1957 als erste politische Institution gegründet wurde, beruft sich in ihren Grundprinzipien auf seine Gedanken. Durch diese Partei wurde die Erinnerung an Naum Faiq jährlich an seinem Todestag am 5. Februar wachgehalten. Mit der Emigrationswelle in Richtung Europa und der Eröffnung zahlreicher Kulturvereine wurde der jährliche Gedenktag von Naum Faiq fester Bestandteil der assyrischen Bewegung.

Durch meine nun über dreißigjährige Zugehörigkeit zu politischen und kulturellen Organisationen habe ich regelmäßig an Gedenktagen für Naum Faiq teilgenommen. Mir ist dabei früh bewusstgeworden, dass wir bei diesen Veranstaltungen immer wieder auf eine geringe Anzahl von Gedichten von Naum Faiq zurückgreifen. So wurden regelmäßig „Ettcir bar Othur Ettcir“ (ܐܬܬܥܝܪ ܒܪ ܐܬܘܪ ܐܬܬܥܝܪ) oder „Leshono d Umtho“ (ܠܫܢܐ ܕܐܘܡܬܐ) gesungen. Weitergehende Originalliteratur von Naum war nicht vorhanden. Man hatte nur das Buch von Murad Cheqqe aus dem Jahr 1936 als Referenz. Dieses Buch beinhaltet vorwiegend Texte anderer Zeitgenossen über Naum Faiq. Die Originalschriften schienen für immer verloren zu sein.
Mit der zunehmenden Emigration der Assyrer nach Europa und in die USA ist es aus meiner Sicht wichtig, Schriften aus orientalischen Sprachen insbesondere ins Englische und andere europäische Sprachen zu übersetzen und so den kommenden Generationen zur Verfügung zu stellen. Die Übersetzungen aus semitischen Sprachen wie dem Arabischen oder dem Syrischen sowie aus dem Osmanisch-Türkischen stellen eine große Herausforderung dar. Ein Grund ist, dass sich diese Sprachen in den letzten einhundert Jahren massiv entwickelt und verändert haben und alte Texte deshalb für die heutigen Leser nicht ohne Weiteres verständlich sind. 

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Titel: Naum Faiq & die Assyrische Aufklärung

ܢܥܘܡ ܦܐܝܩ ܘܥܝܪܘܬܐ ܣܘܪܝܝܬܐ 


A݁utor:      Abboud Zeitoune

Umfang:  389 Seiten

Sprache:  Deutsch

Erscheinungsdatum: Februar 2022

ISBN: 978-1-4717-8977-9


 



Persönliche Rezension zum Buch von Andreus Aras


Zunächst möchte ich dir meinen Dank für all deine Bücher, die du in den letzten Jahren veröffentlicht hast aussprechen. Insbesondere möchte ich, wenn es mir erstattet ist, aber gerne eine kurze Rezension zum Buch "Naum Faiq & die Assyrische Aufklärung" schreiben.

Naum Faiq war mir schon lange bekannt und ich hatte auch von den Zeitschriften Kawkab Madenho, Bethnahrin und Huyodo gehört, aber bis ich nicht dein Buch gelesen habe, konnte ich weder die Bedeutung dieser Zeitschriften noch deren Zusammenhänge verstehen. Ich hatte auch nur eine ungefähre Ahnung von dem was Naum Faiq gemacht hat. Dank deiner Arbeit sind wesentliche Teile dieser Zeitschriften, in denen aktuelle Geschehnisse von 1908 - 1930 aufgegriffen und kommentiert werden, für den deutschsprachigen Leser zugänglich gemacht worden.


Das Buch nimmt einen auf eine Zeitreise mit und man erfährt quasi aus erster Hand wie die Situation der Suryoye in dieser Zeit war, wie sie gedacht haben, welche Organisationsstrukturen sie hatten. Es ist zwar in erster Linie die Sicht von Malfono Naum Faiq, aber er hat eine ausgesprochen umfassende Sicht auf unser Volk, macht einen intellektuellen, belesenen und patriotischen Eindruck.

Herauszuheben ist der Schriftverkehr mit dem damaligen Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche Afrem Barsoum und die Artikel rund um die Pariser Konferenz. Der genannte Bischof war ein langer Weggefährte von Naum Faiq und anhand des Schriftverkehrs erkennt man, dass beide lange Zeit eine gewisse freundschaftliche Beziehung aufrechterhielten. Auch wenn wir heute die Ergebnisse der Pariser Konferenz von 1919 kennen, ist es spannend zu sehen, welche Vorbereitungen unser Volk für diese Konferenz getroffen hatte und welche Hoffnung damit verbunden waren.


Damit die Rezension nicht zu lang wird, möchte ich auch nur noch einen Appell an alle Suryoye in der DACH Region richten: Lest dieses Buch und gerne auch andere Bücher über die Geschichte der Suryoye (Aramäer, Assyrer, Chaldäer, Melkiten, Maroniten, etc.) der letzten 200 Jahre. Wir diskutieren immer darüber wie toll unser Volk vor 5.000 Jahren war und wissen sehr wenig über das was in den letzten 200 Jahren passiert ist. Aber gerade die letzten 100-200 Jahre prägen unser heutiges Dasein am meisten. Ich habe die Hoffnung, dass wir viele interne Konflikte und Herausforderungen der heutigen Zeit besser verstehen und schneller lösen können, wenn wir uns mit unserer Geschichte befassen. Das Buch "Naum Faiq & die Assyrische Aufklärung" ist ein guter Anfang und es macht Lust auf mehr.


Andreus Aras

Mitbegründer und Vorstand von Kano Suryoyo


22.07.2022


Andreus Aras


Vorstellung der Bücher über Naum Faiq 2022

Sendung auf SuroyoTV über die Naum Faiq Bücher 2022 
05 February 2022

A short documentary about our research in documents and magazines of Naum Faik. Video is with english subtitles.









Short interview on AssyriaTV about the aim of the documentary and the ongoing research - Broadcasted 05/27/2019









My speech on 24.04.2019 at the Seyfo Memorial in Wiesbaden. I read an article of Naum Faik from 1916 about the ongoing genocide then.
This memorial was organised by the Assyrian and Aramean association in cooperation with the Syriac Orthodox church.









Vortrag über Naum Faik und seine Werke
Wiesbaden - 03. Februar 2019










Meine telefonische Beteiligung an der Gedenksendung am 03.02.2017 auf AssyriaTV


Nohadra Radio - Sydney
15.02.2012

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