Music Pearls of Bethnahrin

Music Pearls of Beth.Nahrin - An Assyrian/Syriac Discography - 2007

Einleitung

Mit dem vorliegendem Werk wird ein erstes Versuch unternommen die Vielfalt der assyrischen Musik wiederzugeben.

Aufgrund der unterschiedlichen Nutzung der Volksbezeichnung wird hier der einfachheits- halber die Bezeichnung Assyrer als Sammelbezeichnung für Aramäer, Chaldäer oder Syrer (syrische Christen oder Suryoye) verwendet. Die hier vorgestellten Werke spiegeln alle Namensbezeichnungen wieder. So sind in diesem Werk Alben der unterschiedlichen Kirchen (syr.-orthodox, chaldäisch, assyrisch…) als auch von Sängern die sich der unterschiedlichen Namensbezeichnungen bedienen bzw. sich zuordnen. Die Nutzung eines Namens bedeutet nicht die Vernachlässigung oder Ignorierung der anderen Bezeichnung.

Das Vorhaben eine Sammlung aller bisher veröffentlichen Musikalben in Form eines Katalogs wie hier in diesem Buch scheint auf dem ersten Blick nicht besonders schwer. Doch nach genauer Überlegung und der Kenntnis über die weltweite Zerstreuung bzw. Präsenz von Assyrern wird einem klar, dass solch ein Projekt eine weltweite Koordination bedarf. Heute leben auf allen Kontinenten assyrische Sänger, die auch Ihre Werke dort produzieren. So findet man Sänger aus Neuseeland, Australien, aus ganz Europa, dem Nahen Osten und insbesondere in Nordamerika. Da es für die Archivierung und Kategorisierung von Kulturgütern bisher keine globale Institution existiert und wir ein Volk ohne Staat sind ist ein solches Unterfangen bzw. eine solche Aufgabe durch eine Person vollständig zu erfüllen fast unmöglich.

Die Anzahl der Musikwerke bei den Assyrern ist aufgrund der relativ jungen Geschichte des modernen Liedes auf der einen Seite überschaubar, jedoch aufgrund der weltweiten Präsenz nicht zu 100 Prozent ermittelbar. Im Rahmen dieses Buchprojektes war man auch nach der Sammlung von über 1000 Werken immer wieder erstaunt wie viel neues immer wieder dazukam, was bisher nicht bekannt war. Das vorliegende Buch hat aufgrund der Voraussetzung auch nicht den Anspruch der Vollständigkeit. Es soll als Einstieg bzw. als ersten Schritt auf diesem Gebiet betrachtet werden. Ein Nachschlagewerk dieser Art wurde bisher nicht herausgegeben.

Dem Ziel einer möglichst vollständigen Sammlung an Musikwerken zu dokumentieren war es somit unabdingbar in jedem Land in dem Assyrer ansässig sind entsprechende Kontaktpersonen und Helfer aufzusuchen. So ist für dieses Buch ein Netzwerk von Ansprechpartnern aus mehreren Ländern entstanden.

Moderne Kommunikationsmittel

Dieser Musikkatalog wäre ohne der heutigen Kommunikationsmitteln mit einem Vielfaches der Zeit und den Kosten verbunden. Das Internet war in diesem Zusammenhang eine große Hilfe. Darüber hat man seine Anfragen gestellt und erhält auch alle Dokumente seien es Scans von Albumcovers oder ganze Musikstücke. Die im Internet veröffentlichten Informationen sind nicht immer zuverlässig. Eine endgültige Aussage über den Werdegang eines Sängers kann entweder die Person selbst oder erst nach Sichtung aller veröffentlichten Werke getroffen werden. Es wird zum Beispiel auf einer Website behauptet, dass unter der Regie von Nuri Iskandar über 30 Singles in den Jahren 1971 – 1973 herausgebracht wurden oder dass Habib Mousa am Unesco-Concert 1973 in Beirut teilgenommen hat. All dies ist nicht korrekt! (siehe hierzu die Discography von Habib Mousa und die Unesco- Seite in diesem Buch). In einem Kapitel in diesem Buch werden einige ausgewählte Seiten mit assyrischer Musik vorgestellt.
In diesem Umfeld hat sich seit einigen Jahren auch ein Netzwerk von assyrischen Musikfreunden gebildet, die stets daran sind ihre persönliche Sammlung zu erweitern. Der Fokus dieses Netzwerks liegt auf die Belebung bzw. Archivierung alter Werke. So gehört es dazu, dass alte Kassetten oder Platten in digitale Musikdateien umgewandelt werden, damit diese vor dem vollständigen Verlust aufbewahrt werden. Selbst im Rahmen dieser Publikation wurden über 400 „alte“ Musikträger in ein digitales Format (mp3) umgewandelt. Nicht nur die Digitalisierung wird als Aufgabe angesehen, auch die Archivierung von Albumcovers und die darin aufgeführten Informationen ist ein wesentlicher Bestandteil.
Das Netzwerk der Musiksammler und deren gewissenhafte und genaue Arbeit haben einen wesentlichen Beitrag nicht nur zu diesem Buch geleistet.

Neben der Nutzung vorhandener und neu geknüpfter Kontakte war die Sammlung von Informationen aus erster Hand unabdingbar. Daher wurden zahlreiche aktuelle und ehemalige Sänger zu ihren Werken kontaktiert und befragt. Es war erstaunlich festzustellen, dass teilweise die Artisten selbst keine Detailinformationen zu ihren Werken hatten. In mehreren Fällen mussten Sänger ihre alten Lieder selbst noch mal hören, damit Sie eine Information geben konnten. Diese Tatsache spornte mehr an dieses Buch zu veröffentlichen. Es wurde telefonischer Kontakt zu scheinbar vergessenen Sängern wie z.B. Nadim Atmaja, Samaan Zakaria oder Ewan Shamdenani aufgenommen. Aber auch aktuelle Sänger haben tatkräftig mit Informationen zu diesem Werk beigetragen (Liste der Unterstützer siehe Seite 17).

Alles Perlen?

Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung dieses Buches wurde Kritik hinsichtlich der Titelbezeichnung des Buches geäußert. Die Wahl der Bezeichnung „Music Pearls of Beth-Nahrin“ für alle bisher herausgebrachten Werke konnten einige Personen nicht nachvollziehen. Es gäbe sehr hohe Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Werken und Künstlern und man könne nicht alle als Perlen ansehen. Da dieses Buch keine persönliche Selektion von Musikwerken darstellt, sondern ein möglichst vollständiges Bild als eine Art Musikkatalog ist, wird auch nur teilweise eine Gewichtung vorgenommen. Tatsächlich müssen wir anerkennen, dass jeder der in diesem Buch aufgeführten Künstler seine Zuhörer oder gar Fans hat. Eine gewisse Gewichtung erfolgt anhand der detailliert vorgestellten Artisten. Bei der Betrachtung der modernen assyrischen Musik kann man die Gesangsleistungen von Habib Mousa oder die schriftstellerischen und musikalischen Fähigkeiten eines Gabriel Asaad nicht außer Acht lassen. Eines haben alle Artisten gemeinsam: Die aramäische/syrische Sprache. Dies ist eines der Gründe ihre Lieder als Perlen zu bezeichnen, den diese Sprache gilt als eine der ältesten noch gesprochenen Sprachen der Welt. Die Musik von einem Großteil der Interpreten ist teilweise von anderen Völkern (türkisch, persisch oder arabisch) kopiert und hat somit nicht die Eigenart der assyrischen Musik. Für die jeweiligen Zuhörer bzw. Fangemeinschaften der einzelnen Sänger stellen diese mit Ihrem Musikstil und Darbietungsform ebenfalls musikalische Höchstleistungen dar. Über Musikgeschmack lässt sich bekanntlich streiten. Abgesehen von der Qualitätsbeurteilung ist allen Künstlern anzuerkennen, dass sämtliche Veröffentlichungen in der Regel die eigenen Kosten kaum tragen. Aufgrund der weltweiten Zerstreuung und der teilweise mangelhaft Organisation in einigen Ländern existiert daher kein Massenmarkt für Musikprodukte. Ohne diese Aufopferung wäre eine so hohe Anzahl von produzierten Liedern sicherlich nicht möglich.

Erstmals wird auch in diesem Buch versucht eine Chronik der modernen assyrischen Musikwerke darzustellen. Sicherlich kann dies keine abschließende Aufzählung darstellen.
Das vorliegende Buch soll als Nachschlagewerk angesehen werden. Um den Leser die Möglichkeit zu bieten auch die entsprechenden Musikstücke – wenn auch nicht vollständig – zu hören, wurde ein Kapitel über bestehende Internetseiten, die Musikdownloads anbieten eingefügt. Darin werden diverse Seiten über assyrische Musik vorgestellt.
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